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Kolumne 1

Eine Konversation mit Mark Schultz (Text) und Thomas Yeates (Zeichner)

in Arbeit

Freunde, Sammler und auch ich wissen es: Am 13. Februar 2026 feiert der Abenteuercomic Prinz Eisenherz seinen 89. Geburtstag!! Selbst Hal Foster hätte sich (vermutlich), wäre er noch am Leben, die Augen gerieben und den bedeutungsvollen Satz formuliert: „Das hätte ich nicht für möglich gehalten“! Es ist aber anders gekommen, als er vor Jahren prognostizierte. Sein Ritter-Comic-Roman, der den Lebensweg des Prinz Eisenherz (Prince Valiant) zum Inhalt hat, schaffte es zur Weltgeltung. In vielen Ländern der Erde wird heute noch Sonntag für Sonntag von begeisterten Lesern auf die neueste Fortsetzung der historischen Erzählung in einer der Comic-Sonntagsbeilagen der Tageszeitungen gewartet (derzeit steht sie ca. bei der Folge 4650). Einst der Phantasie eines Harold Foster entsprungen, setzten – nacheinander - infolge biologischer Altersgrenzen, drei weitere Künstler mit ihren Teams die Handlung fort.

Hal Foster war und bleibt als Vater dieses Comic-Romans der Leuchtturm der Serie. Seiner Vita kann man entnehmen, dass er ihn im Jahre 1937 startete und erst in den letzten Jahren mit Assistenten-Unterstützung, als Solo-Projekt bis ins Jahr 1971 mit einer „vorläufigen Schlussfolge (1788), im Alleingang durchzog. Er schrieb Texte, layoutete, die Sonntagsfolge, wandelte sie zur Reinzeichnung um und legte die Kolorierung seiner Motive fest. Nach 1971 gab er aus Altersgründen die Reinzeichnung an Helfer ab. Ab 1971 bis 1980 (Folge 2244) blieb er so trotzdem noch für seine Leser der „Macher“ dieses ungewöhnlichen Comics.

Dass ein solcher Ausnahme-Künstler sich nicht im Hintergrund aufzuhalten habe, versteht sich von selbst. Die Kunstwelt nahm mit ständig steigendem Interesse staunend seine künstlerischen Qualitäten zur Kenntnis. Jedermann, den Foster näher kannte, versuchte jetzt, einen Kuchenkrümel des Erfolgs zu bekommen. Deshalb gingen viele seiner Zeichnungs-Originale als Geschenke an diesen Kreis. Auch weil Foster zeitlebens ein bescheidener und uneitler Künstler geblieben war. Seine Schaffenskraft war aber auch bewundernswert: jeder Veröffentlichung gingen 50-60 Stunden harte Arbeit voraus – für eine Sonntagsfolge!

Die Sekundärliteratur war inzwischen aufgewacht, es folgten eine Vielzahl von Artikel und Interviews, Häufig auch in Auszeichnungen für seine künstlerischen Werke. Bücher erschienen, der Fluch der Popularität suchte ihn heim, doch Foster blieb sich treu. Wer sich heute die Mühe macht, seine Vita zu verfolgen, hat viele Unterlagen und Dokumente zur Verfügung. Deshalb meine Einschätzung: fast alles zu ihm und über ihn ist gesagt. Was nicht bedeutet, dass man ihn vernachlässigen kann, denn seine „Werke“ sind amerikanische Kunstwerke 1. Güte, made in USA.

Nach soviel Foster-Lob will ich meine Aufmerksamkeit auf seine „Nachfolger“ lenken, denn alle drei haben sich – jeder auf seine Weise – bemüht, ihrem Vorbild nachzueifern. Ich habe mich vor Niederschrift dieser Kolumne gefragt, ob ich mich bei meiner Beurteilung an die tatsächliche Künstler-Reihenfolge halten müsste, in der jeder von ihnen, die Eisenherz-Saga nach seinem Gusto weiterentwickelt hat. Davon habe ich begründet Abstand genommen, weil ich keine der vielen Artikel und Buchvorworte kopieren wollte. Dort sind kompetent die künstlerischen Neigungen der einzelnen Künstler nachempfunden.

Deshalb mein großen Sprung von der Foster-Ritter-Historie zur heutige Umsetzung des Eisenherz-Mittelalters, der Welt des Prinzen. Einer phantasievollen Märchenwelt mit all dem Schönen und Hässlichen, mit den Guten und den Bösen, mit Abenteuerszenen und mit kuschelichen Familientreffen. Meist fernab der Realitäten, aber beim Lesen (wie vor der TV-Röhre), kennt man die Figuren und weiß beruhigt, „am Ende siegt bestimmt meine Helden-Seite“. Die aktuelle Künstlerseite wird von den beiden Akteuren Mark Schultz und Thomas Yeates ausgefüllt, deren Tätigkeit zu einer ganz erstaunlichen Veränderung des Handlungsfadens geführt hat. War noch unter John Cullen Murphy, ihm in seinen letzten Arbeitsjahren die Ermüdung deutlich an einer eher beschaulichen Story festzustellen, die sein Nachfolger Gary Gianni mit Hang zu phantastischen Phänomenen in der Tierwelt ausschmückte (fern der Foster-Welt), sind die Abenteuer heuer wieder in der Ritterwelt von Foster unter Mark Schultz und Thomas Yeates zurückgekehrt.

Es scheint mir aber nicht angebracht, mich über den aktuellen Stand der Geschichte in den letzten rund 40 Sonntags-Folgen dem Bocola Verlag – Rechteinhaber der Serie für Deutschland - zu äußern, weil ich so damit die Spannung des 28. Retro-Bandes Prinz Eisenherz, der im Frühjahr 2027 erscheinen wird, vorab nehmen würde. Dafür bitte ich meine Leser um Verständnis, es sei denn, sie lesen im Internet am Sonntag die neuesten Folgen und kennen diesen Fortgang bereits.

Nein, ich beziehe mich hier auf eine ganz andere Publikation, die vermutlich nur wenige Sammler hier in Deutschland kennen und die der englischen Sprache so mächtig sind, dass sie den Artikel „Ritter der Tafel- runde - eine Konversation mit Mark Schultz und Thomas Yeates aus dem Jahr 2024“ - ohne Schwierigkeiten - folgen konnten. - Das Buch Illustrator 19 Prince Valiant Artist Spezial *- Die Verantwortlichen für Prinz Eisenherz werden hier über viele Details ihrer Arbeit befragt und geben ausführlich durchgehend interessante Antworten, die bei eingefleischten Prinz Eisenherz (Prince-Valiant) Kennern manche Unklarheiten oder auch Zweifel zufriedenstellend ausräumen können.

Lassen Sie mich bitte zunächst meinen Gesamteindruck schildern: Vielleicht weiß der eine oder andere, dass ich eine sehr umfangreiche Prinz Eisenherz-Sammlung besitze. Deshalb, weil ich mit 12 Jahren Anfang 1950 begonnen habe, möglichst viele der in Deutschland erscheinenden Publikationen zu erwerben. Dadurch ist in 75 Jahren sehr viel an Gedrucktem zusammen gekommen. Und es hat sich auch eine Menge an Wissen angehäuft. Das erleichtert es mir beim Studium der „Konversation“, die Erinnerungen und Ansichten beider Künstler mit meinen eignen „Fern-Erfahrungen“ abzugleichen.

Den allererste Eindruck gewann ich durch die Schilderungen der beiden Akteure, wie wenig kompetente Unterstützung der Rechteinhaber, King Features Syndicate Inc., den beiden Künstlern mangels unzureich- ender eigener Unterlagen bei Auftragsübernahme geben konnte. Liest man Aussagen über den „Einstieg“ von Mark Schultz, dann bleibt z.B. bei mir ein ziemlich ungläubiges Gefühl zurück, warum amerikanische Comic-Verlagsleute ihr Zugpferd Prince Valiant, schließlich als Lizensgeber an bedeutende Zeitungsverlage, so unverantwortlich lieblos geführt haben. Nur Dank der Verantwortung dieser beiden Künstler und ihrer Vernetzungen in der amerikanischen Comicbranche war es nicht zu einem black-out gekommen. In dieser Vorgeschichte sehe ich z.B. als Reaktion dieser kaum entschuldbare „Schlamperei“ den sichtbaren Grund der Kündigungen vieler Verlage besonders in den USA nach der Murphy-Ära.

Stichwort Vernetzungen. Einen Sammler wie mich hat es beim Lesen des Gesprächsprotokolls ziemlich überrascht, wie diese Branche Comic, im Besonderen die Künstlergruppe, innerhalb der USA vernetzt zu sein scheint. Das ging z.T. soweit, dass per Zuruf Künstler bei Anfertigung von Vorlagen einander halfen. So hat z.B. John Cullen Murphy eines Tages einen Hilferuf an seine Kollegen gestartet, weil er seine Ab- gabe-Termine bei den Zeitungen nicht mehr einhalten konnte. Und die “Truppe“ half tatsächlich, wie der heutige Zeichner Thomas Yeates erzählt. Man war ja, so das Protokoll, befreundet. Interessant auch, dass Gary Gianni im Verbund mit Mark Schultz und Thomas Yeates, obwohl seit 2012 nicht mehr verantwort- licher Künstler, den Geschichten-Verlauf noch immer mitdiskutiert, Einfluss nimmt, wohin Prinz Eisen- herz sein Pferd lenkt. Was mit Sicherheit der Stripqualität gut tut.

Einen breiten Raum nehmen im Gespräch die Kindheitseindrücke beider Künstler ein 1). Beide 1955 in den USA geboren, hatten sie – verständlicherweise – als Kinder an einem textlastigen Comic wie Prince Valiant, und die auch noch ohne Sprechblasen(!!) , wenig Interesse. Interessanterweise waren beide heutigen Künstler (genau deshalb) keine Anhänger der Prince-Valiant-Story. Eine typische Bemerkung aus dem Gespräch: „Einen Comic mit Sprechblasen konnte man ohne Probleme aufgrund kurzer Texte zügig lesen. Das ging bei Foster aufgrund seiner umfangreichen Textblöcke nicht. Herangewachsen und in den Künstlerberuf hineingewachsen, fanden sie aber letztlich Zugang zur Comic-Handlung, wobei Ihr Respekt vor den Foster-Vorgaben anfangs ziemlich groß geriet. Das hat sich gelegt, es ist ihnen bewusst, dass an ihrer Arbeit von vielen kleinen und großen Lesern Anteil genommen wird. Was mich aber am allermeisten überraschte: es ist Ihnen gelungen, jetzt nach Jahren, sich in Fosters künstlerische Ausrichtung und seine Behandlung der Handlungsabläufe, hinein zu finden. Besonders bei den Pasagen mit Rückblenden und bei den ehrenvollen Ritterpflichten, die meist eine historische Vorgeschichte aufweisen.

Auch die handwerkliche Seite ihrer Arbeit am Comic findet in den Gesprächspassagen Eingang. Da wird längere Zeit über Pferde philosophiert, von Marc Schultz wird Thomas Yeates hoch dafür gelobt, dass er verstehe, Szenen mit Pferden wundervoll darzustellen. Was prompt von Yeates zurückgewiesen, aber im nächsten Moment doch zugegeben wird, denn „er sei mit Pferden aufgewachsen“. Ein anderes Thema gilt der Wiedergabe von Menschen, besonders die ihrer Gesichter. Hier bekommt der Außenstehenden Informationen, dass Comic-Künstler durchaus sich auch der Filmfotografie als Hilfsmittel bedient. Da ist von einem Art Antiquitätenshop in New York die Rede, wo Unmengen Foto-Motive aus Filmszenen zum Kauf angeboten würden, die auch gekauft würden, sicherlich auch von nicht wenigen Comickünstlern.*

Der Farbenfrage wird viel Zeit gewiedmet, wobei sich Thomas Yeates nicht nur als Zeichner outet, sondern auch, dass er das “Kommando“ hierüber übernommen habe. Heute sei hauptsächlich die digitale Einfärbung des Schwarz/ Weiß Endprodukts eine zeitlich aufwendige Arbeit, die, nach seiner Meinung, nicht genügend Aufmerksamkeit von ihren Auftragebern erfahre. Auch dass die Farben-Aufassung unter den vier bisherigen Künstlern deutlich zuordenbar sei: Foster mit Hollywood ähnlichen leuchtenden Farben, die aber nach Yeates Kenntnissen kaum den Realitäten des Mittelalters entsprochen hätten. Damals war in Realität graue, schwarze oder tiefbraune Töne unter der ärmlichen Bevölkerung zu finden. Doch wer will letztendlich im Comic graue Trostlosigkeit sehen? Yeates ereifert sich in diesem Gesprächsteil auch engagiert dafür, dass die hellen und leuchtenden Farben, die er bei seinem Kollorierer durchgesetzt habe, so erhalten blieben. Was auch völlig auf der Linie des redaktionellen Gesprächspartners liegt, wie dieser lebhaft den Beiden versichert. Unter Gianni wären die Farben z.T. sehr zurückhaltend und eher düster ausgefallen.

Erinnert wird nochmals an die Farbenfreude, die Foster einst gepflegt habe.*

Verständlicherweise beklagen beide Akteure eine in ihrem Format heute so stark reduzierte Wiedergabe ihrer Arbeit. Doch Zeitungen kämpfen heftig im digitalen Zeitalter um ihren Bestand und haben für die Comicseiten als zweites Element die Werbung entdeckt, die ihnen zusätzliche Einnahmen bescheren. Das ging bei gleichem Platzangebot natürlich zu Lasten der Strip-Formate. Da findet sich - wenn überhaupt - Prince Valiant inzwischen mit noch mit einigen anderen populären Comicfiguren auf der Seite eines Sunday-Comics-Page. Doch als echter „Trost“ erklingt die Feststellung, dass man Valiant meist am obersten Platz der Seiten einspiegeln würde. Was auch die zweite Kritik (nach dem Format) betrifft, dem Titel. Der wird - um für Werbung weiter Platz freizuschaufeln, heute bei US-Comic- Beilagen aus dem Comicmotiv entfernt und außerhalb als gestürzte Zeile seitlich plaziert. Thomas Yeates gesteht seinen Gesprächspartnern, dass er regelmäßig in den Hotels, in denen er auf Geschäftsreise übernachtet, nach den sonntäglichen Ausgaben der Regionalpresse frage. Er will sich, nach seinen Worten, davon überzeugen, dass Prince Valiant noch immer einen Spitzenplatz unter den US-Comics hält.*

Resümee: Ich habe hier - ganz bewusst - den 15-seitigen Beitrag (in Form einer Konversation) mit Künstlern ausgewählt, um das heutige Umfeld, in dem jetzt Comicbeiträge hergestellt werden müssen, zumindest in Ansätzen zu beschreiben. Da ist - leider - wenig von den schöpferischen Stunden eines Hal Foster übrig geblieben. Künstler müssen ihre ganze Kraft und Können aufwenden, um unter Erfols- und Zeitdruck, ein Comicprodukt erstellen, das für den Leser am Sonntag unverzichtbar ist. Das hat den Anstrich von Fließbandarbeit mit wenig Platz für Kreativität. Freuen wir uns lieber darüber, dass uns diese vier bisherigen Kreativen, trotzdem, bisher bereits viele schöne qualitätsvolle Bilder und Motive beschert haben.

Klaus Nonnast Dezember 2025

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Hinweis: die Zitate der Künstleraussagen Schultz und Yeates entstammen dem Band „Illustrator 19“, Verlag „The Book Palace“, Jubilee House, Bedwardine Road, Crystal Palace; in Deutschland beziehbar über den Bocola-Verlag, Klotten
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